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Interview über Bodypainting
von Rita Fink
Wie bist Du zum Bodypainting gekommen?
Vor
mehr als 20 Jahren habe ich in einer Zeitschrift eine Fotoreportage mit
Arbeiten von Veruschka von Lehndorff gesehen. Auch heute noch bewundere ich
Ihre Arbeiten.
Was hat Dich daran fasziniert?
Sie
versucht, den Körper in eine Landschaft zu integrieren, so dass er fast
unsichtbar wird.
Wo hast Du die Körpermalerei gelernt? Gab es einen Kurs, den Du
besucht hast?
Begonnen
habe ich mit einem Theatercoiffeur-Lehrgang, wo ich die Grundlagen des
Schminkens lernte. Dann folgte ein vierwöchiger Kurs über verschiedene Schminktechniken, wie
sie vor allem für Foto und Film gebraucht werden. Der letzte Teil dieses
Kurses war dem Thema Bodypainting gewidmet und als Abschlussarbeit habe ich
meine erste Ganzkörpermalerei gemacht. Zusätzlich besuchte ich dann noch
einen zweiwöchigen Work Shop auf Kreta, der sich ausschliesslich dem Thema
Bodypainting widmete.
Welche Hilfsmittel und Materialien benötigst Du für das Bodypainting?
Hilft Dir jemand dabei?
Es
gibt verschiedene Wasser oder Fettschminken, die man mit Schwamm und Pinsel
auftragen kann. Heute arbeite ich vorwiegend mit der Spritzpistole und brauche
den Pinsel eigentlich nur noch für kleine Korrekturen.
Normalerweise
arbeite ich alleine.
Wie
lange dauert denn eigentlich eine Bemalung?
Das
ist sehr stark vom Motiv abhängig und kann von zwei bis zu fünf Stunden
dauern.
Wie
lange hält die Farbe auf der Haut?
Die
Farbe kann ohne weiteres mehrere Stunden auf der Haut gelassen werden. Mit der
Zeit beginnt es abzublättern und verwischt an den stärker beanspruchten
Stellen. Einen Tag hält die Farbe aber auf jeden Fall.
Wie
wird man die Farbe eigentlich wieder los? Benötigt man eine spezielles Lösungsmittel
oder reicht eine einfache Dusche aus?
Wasser
und Seife genügen. Ausser bei Fettschminke, die muss zuerst mit Vaseline gelöst
und abgewischt werden, bevor man unter die Dusche kann.
Beim
Bodypainting malst Du ja auch über gewisse Kleidungsstücke. Kann man diese
nachher einfach auswaschen, oder kann man sie danach wegschmeissen?
Die
Textilfasern nehmen die Farbe stärker auf als die Haut. Meistens lässt sie
nicht mehr beim waschen: also fortwerfen oder als einzigartige Designerstücke
über das Sofa hängen.
Wie
sieht es im finanziellen Bereich aus. Kann sich eine Bemalung jedermann
leisten?
Ich
hoffe es!
Hast
Du verschiedene Preise für eine Ganzkörperbemalung, den Oberkörper oder nur
für Arme oder Beine?
Es
wird immer Zeit und Material verrechnet. Nur ein Gesicht hat einen anderen
Preis wie eine mehrstündige Arbeit. Einen ganzen Körper zu bemalen kostet dann
je nach Motiv zwischen 200.-- und 400.-- Franken. Nur einzelne Körperteile
kosten entsprechend weniger.
Wann
hattest Du Deinen ersten Kunden, und für welchen Anlass / Zweck war dieser
Auftrag?
1994
begann ich für „white wolf promotion“ in Dietikon zu arbeiten. Dort
musste ich Tänzerinnen für einen Bühnenauftritt schminken.
Kommen viele Kunden? Was sind das für Leute und lassen sie sich
selbst von Dir bemalen oder organisierst Du dafür Modelle?
Es
kommen wenig Kunden für Privatanlässe. Meistens sind es Organisatoren
Veranstalter oder Firmen, die eine spezielle Attraktion brauchen. Meistens
organisiere ich die Modelle selbst.
Sind
bei dieser Kundschaft auch regelmässige Aufträge dabei, oder sind es alles
Einzelaufträge?
Meistens
sind es Einzelaufträge oder eine Auftragsserie, z.B. vier Mal Bodyshop in
Thun als Promotion. Wenn die Firmen zufrieden sind kommen meistens Folge-Aufträge.
Dies kann aber ohne weiteres auch mal ein Jahr dauern, bis wieder einmal
Bedarf da ist.
Was sind die häufigsten Wünsche?
Im
Normalfall bin ich bei der Gestaltung des Themas frei. Eine sehr gute Wirkung
haben Neonfarben im Schwarzlicht, Roboter sind eines meiner Steckenpferde,
aufgemalte Kleider sieht man überall, da versuche ich heute eher in eine
andere Richtung zu gehen. Firmen, die Für ein spezielles Produkt werben,
haben natürlich ganz konkrete Vorstellungen oder ein Layout, wie es am
Schluss aussehen sollte.
Wenn
ja, wie unterscheiden sich diese einzelnen Aufträge von den regelmässigen?
(z.B.: in Bemalung, Motive, Zeitdauer der Bemalung, etc.)
Diese
Frage lässt sich nicht beantworten weil dies individuell oder von Anlass zu
Anlass ganz unterschiedlich sein kann. Es gibt einfach alle nur denkbaren
Varianten, sogar noch die, wo ich von alleine nicht drauf gekommen bin.
Ist
es für Dich eine Herausforderung, einen Menschen zu bemalen, oder schleicht
sich da mit der Zeit eine gewisse Routine ein?
Auch
nach über 250 Modellen, die ich in den vergangenen Jahren machte, ist es
immer wieder eine Herausforderung. Es kommt auch vor dass ich ein Motiv
mehrere Male mache und es trotzdem immer wieder anders wird. Eine Routine kann
sich nicht einschleichen. Jeder Anlass, jedes Modell ist wieder anders. Jedes
Mal ist es eine neue Herausforderung.
Du
hast ein Friseurgeschäft. Würdest Du dieses aufgeben, um das Bodypainting
zum Hauptberuf machen zu können? Wenn nein, warum nicht?
Nein.
Das Schminken ist eine sehr gute Nebenbeschäftigung. Aber der Markt ist in
der Schweiz zu klein, um nur alleine davon leben zu können. Veranstaltungen
finden vorwiegend übers Wochenende statt, den Rest der Woche hätte ich dann
vermutlich zu wenig zu tun.
Wie
findest Du Modelle für Deine Präsentationen? Wie ist das für die Modelle?
Sind sie mit gewissen Wünschen nicht einverstanden und weigern sich dann,
sich in der Öffentlichkeit zu zeigen?
Zuerst waren die Modelle
mehrheitlich aus meinem Bekanntenkreis. Je mehr ich aber in der Öffentlichkeit
arbeitete, um so mehr hatte ich auch Anfragen von Fremden, ob ich nicht
Modelle brauche. Oft kommt dann auch wieder jemand aus dem Bekanntenkreis des
Modells dazu und so erweitert es sich nach und nach. Einzelne Modelle wollten
sich nur ein Mal bemalen lassen, andere stellten sich schon mehr als 12 Mal
zur Verfügung. Dass sich jemand nicht zeigen wollte oder mit dem Motiv nicht
zufrieden war, habe ich noch nie erlebt.
Sind
da nicht auch Hemmungen, die von den Modells überwunden werden müssen? Wie
schaffen sie das? Oder wie schaffst Du es, sie zu überzeugen, doch
mitzumachen?
Ja
selbstverständlich ist das erste Mal ungewohnt. Sobald aber einmal die
Grundierung auf der Haut ist fühlt man sich nicht mehr "nackt".
Jemand der Hemmungen hat, kommt gar nicht erst in Versuchung so etwas zu
machen. Meine Überzeugungskünste sind Berufsgeheimnis oder Charisma, je
nachdem, wie man sagen will.
Auf
deinen Bildern sind meist nur Frauen zu sehen. Warum? Ist es einfacher, Frauen
zu bemalen, oder spielen da die Hemmungen eine Rolle?
Frauen
eigenen sich aus mehren Gründen besser als Männer. Die Hautbeschaffenheit
ist anders, es geduldig an einem Ort stehen und gefallen mir persönlich
halt auch viel besser. Wenn es der Auftraggeber will, bemale ich Männer genau
gleich. Das
Bemalen dauert ja einige Zeit, wie halten das die Modelle aus? Ist es schon
vorgekommen, dass Du die Bemalung deshalb abbrechen musstest.
Abbrechen nicht direkt, aber
kurze Zeit unterbrechen. Es ist schon vorgekommen dass einem Modell etwas übel
wurde, oder mal frische Luft brauchte. Vor allem das lange Ruhigstehen am selben
Ort ist anstrengend. Deshalb arbeite ich auch gerne mit mehreren Modellen, damit
sie abwechselnd stehen und auch wieder mal sitzen können.
Wie
reagieren die Zuschauer auf Deine Vorstellungen? Sehr positiv oder eher negativ?
Im
grossen und ganzen sehr positiv. Die Polizei hat mich noch nie verhaftet! Wenn
es jemandem nicht gefällt, geht er weiter.
Warum
haben die Menschen eine positive Meinung vom Bodypainting?
Das
musst du die Menschen fragen und nicht mich!
Woran
könnte eine negative Einstellung zur Körperbemalung liegen?
Ein
gestörtes Verhältnis zum eigenen Körper? Prüderie? Ignoranz und Intoleranz?
Ich
weiss es nicht, wie in der Zeit wo an jeder Ecke "nackte Tatsachen" an
den Wänden hängen, irgend jemand etwas gegen dieses Kunsthandwerk haben kann.
Ich
denke, die Männer reagieren ganz anders als die Frauen? Stimmt das? Inwiefern?
Ich
denke, dass sich dies im Rahmen der normalen biologischen Unterschiede bewegt.
Vielleicht sind Männer eher die Beobachter und bei Frauen ist das Gefühl oder
die Stimmung, die herüberkommt wichtiger. Allerdings bin ich während der
Arbeit so auf das Motiv konzentriert, dass ich solche Feinheiten nicht bemerke,
bzw. mich nicht gross darum kümmere.
Gibt
es da nicht auch zudringliche Typen, die den Modells dann zu nahe treten wollen?
Kannst Du dem irgendwie entgegenwirken?
Bis
heute habe ich erst zwei Mal unangenehme Situationen gehabt. Normalerweise sind
die Modelle in Begleitung ihrer Partner oder von Sicherheitsleuten, sobald sie
durch irgend eine Menschenmenge müssen. Meistens wird aber direkt hinter der Bühne
oder auf einem Podest gearbeitet, so dass sie ausser "Reichweite"
sind. Am schlimmsten sind Veranstaltungen, wo viel Alkohol fliesst, am wenigsten
Probleme habe ich an Teccno-Parties.
Schon
vor langer Zeit hat man begonnen, die Körper zu bemalen. Dies war aber meist
mit Zeremonien, Riten und Bräuchen verbunden. Wenn Du nun im Vergleich dazu,
Deine Kunst bewerten müsstest, gibt es da noch einen Zusammenhang?
Nur
noch an einem ganz kleinen Ort im Sinn von Vorlagen oder Ideen suchen. Das
faszinierende ist ja, dass bestimmte Motive ohne erklärende Worte in jeder
Sprache verstanden werden. Leider weiss ich noch viel zu wenig über die
rituelle Bedeutung der traditionellen Bemalungen. Aber der Gedanke in einer
Vollmondnacht auf einem magischen Hügel, umgeben von "positive vibrations"
ein Bodypainting-Zeremoniell zur Unterstützung des Weltfriedens zu machen ist
absolut realisierbar, wenn sich dafür auch ein Sponsor findet.
Übt
das Bodypainting auf Dich auch eine gewisse spirituelle oder zeremonielle Kraft
aus? Wie empfindest Du das?
Sicher
im Sinne einer meditativen Wirkung. Das spirituelle / zeremonielle Moment
versuche ich je länger je mehr bei meinen Arbeiten einzusetzen. Es braucht aber
Zeit, sich von den bewährten, oft rein kommerziellen Motiven zu lösen und neue
Wege zu suchen und zu beschreiten. Ein gutes Hilfsmittel ist das Arbeiten in der
Natur. Auch Musik kann mich stimmungsmässig sehr stark beeinflussen. Klänge in
Farbe umsetzten und mit farbigen Wesen das Grau des Alltags beleben, so dass
jeder der es sieht vor Freude pfeifend das Treppenhaus hinuntergeht.....
D A S I S T M E I N E
M A G I E - mehr
nicht!
Welchen
Weg würdest Du einschlagen, wenn Du die Chance hättest, das Rad der Zeit zurück
zu drehen? Friseur oder Bodypainter?
Um
das zu erreichen, was ich heute mache, war der Weg richtig. Es ist eine
Entwicklung, die mit der Zeit auch wieder in eine andere Richtung gehen kann. Im
Moment beansprucht das Schminken einen recht grossen Teil meiner Zeit. Es ist
aber auch möglich, dass es nur ein momentaner Boom und in 10 Jahren überhaupt
nicht mehr gefragt ist.
Vielen
Dank, das Angebot am Zeiträdchen zu drehen, brauche ich nicht. Ich würde es
wieder so machen, sowohl Coiffeur, wie auch Bodypainter.
Warum?Wie
oben schon gesagt, ist es eine Entwicklung. Das Eine wäre nicht möglich
gewesen ohne das andere. Und ich möchte mich auch in Zukunft lieber weiter
entwickeln und besser werden, als die selben Fehler noch einmal machen zu müssen.
Aber sogar die Fehler sind nötig, um heute so dazustehen. Ich bin offen, was
die Zukunft bringt und versuche je nachdem, was gefordert ist, meine Fähigkeiten
möglichst gut einzusetzen.
Was
war bisher das tollste Erlebnis in Deiner Karriere als Bodypainter?
Für
mich waren die 2 Wochen auf Kreta in einem Kreis Gleichgesinnter etwas vom Schönsten,
weil die Inspirationen gegenseitig nur so flossen. Wir arbeiteten intensiv in
und mit der Natur und verwirklichten auch mehrere Gruppenprojekte wie den
Wasserfall. Da waren es am Schluss etwa 20 Personen die blau angemalt zwischen
den Felsen lagen und man hatte den Eindruck als ob ein Fluss den Berg hinab
fliesst.
Ein
anderes grosses Erlebnis war im letzten Jahr der Auftrag für die Firma „swatch“.
Dort musste ich zusammen mit einem Kollegen und zwei Assistenten für die Frühlings-Uhrenpräsentation
11 Modelle so bemalen, wie die neuen Uhrbänder aussehen. Jedes Modell musste
eine eigene Choreografie, die zum Thema der Uhr passte, einstudieren. Damit die
Show im Zürcher Hauptbahnhof pünktlich um 18.00 Uhr beginnen konnte, mussten
wir morgens um 7.00 Uhr mit den ersten Modellen beginnen. Obschon mancher
Tropfen Angstschweiss und einiges an Herzklopfen dabei war, ging dann aber alles
toll über die Bühne.
Du
hast für bekannte Firmen wie swatch, Lufthansa und The Body Shop gearbeitet.
Verschiedene Male warst du schon bei Fernseh-Produktionen dabei. Wie kommen
diese Leute auf dich?
Hauptsächlich
über meine Homepage www.bodypaint.ch
Du
warst 1999 Sieger und letztes Jahr auf dem zweiten Platz im Europäischen
Bodypainting-Festival in Österreich. Welche Erfahrungen hast du da gemacht?
Das
Schönste für mich war der Erfahrungsaustausch und der Kontakt mit den anderen
Künstlern. Jeder hat irgendwie seine speziellen Techniken oder seine
Berufsgeheimnisse. Es ist leider nur sehr wenig Zeit, den anderen beim Arbeiten
zuzusehen, weil man natürlich selber auch ständig beschäftigt ist. Um so mehr
ein Grund, dieses Jahr wieder mitzumachen!
Welche
Pläne hast du für die Zukunft? Was möchtest du noch machen?
Im
grossen ganzen möchte ich etwa so weitermachen wie bisher. Letztes Jahr hatte
ich pro Monat zwei bis drei Aufträge und ich hoffe, dass sich das noch
steigert. Ein Riesen-Arsenal Fotos wartet noch auf Weiterverarbeitung.
Vielleicht schaffe ich es noch vor der Pensionierung, ein eigenes Buch
herauszugeben. Das Thema Kalender, eventuell sogar mit Prominenten geht mir
nicht aus dem Kopf und von den Motiven her bin ich auch noch nicht
ausgeschossen, da habe ich auch noch viele Ideen, die ich verwirklichen möchte.
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